Eintrag 1: Von Abitur bis Ausreisekurs
Das Abi ist in der Tasche, das Theater, in dem ich bei einer Produktion von #dieWelle mitgespielt habe, ist in der Sommerpause und so habe ich endlich Zeit mich auf die bevorstehende Herausforderung Freiwilligendienst vorzubereiten. Auch in der Abiturphase hatte ich regelmäßige Videokonferenzen mit meiner Entsendeorganisation Brot für die Welt und musste mich um die notwendigen Reiseimpfungen und Dokumente kümmern, doch zugegebenermaßen fühlte sich all das eher nach To-Do’s an, die abgearbeitet werden mussten, an. Die vergangenen drei Wochen hatte ich jedoch endlich Zeit um mich intensiver auf einer emotionalen Ebene mit dem bevorstehenden Freiwilligendienst zu befassen.
Das Highlight der vergangenen Wochen war sicherlich der Ausreisekurs, welcher vom 14. bis 20. Juli in Berlin stattfand. Innerhalb von sieben Tagen lernten wir viel über unsere Rolle(n) als Freiwillige im Ausland und wie man verantwortungsvoll mit diesen umgeht.
Außerdem hatten wir viele Workshops zur Kolonialgeschichte, der Rolle der Kirche in dieser und wie sich koloniale Kontinuitäten oftmals bis heute fortsetzen. Neokoloniale Strukturen umfassen bis heute verschiedenste Lebensbereiche. Von Grenzziehungen, die immer noch für Konflikte sorgen (z.B. an der thailändisch-kambodschanischen Grenze), über den Umgang mit Raubkunst (z.B. im Humboldtforum in Berlin) bis hin zu Bildung. Wusstet ihr, dass in dem westafrikanischen Land Burkina Faso bis heute französische Schulbücher genutzt werden, wodurch die Schüler mehr über die französische Revolution und Napoleon, als über ihre eigene Landesgeschichte lernen? Auch auf einer sozio-ökonomischen und ökologischen Ebene sind die globalen Ungerechtigkeiten prägnant.
Man merkt, dass es Brot für die Welt ein zentrales Anliegen ist, koloniale Muster zu überwinden. Erstaunlich selbstkritisch thematisierte Brot für die Welt dafür sogar seine eigene Geschichte. Auch wir als Freiwillige sollen unseren Beitrag leisten, in dem wir uns reflektiert und verantwortungsvoll verhalten und uns auch nach der Rückkehr aus dem Ausland engagieren.
Das Beste am Ausreisekurs waren natürlich die anderen Freiwilligen und die tollen Momente, die wir miteinander verbracht haben. Aus den Kacheln in den Zoom-Videokonferenzen wurden echte Freunde. Dieses Jahr reisen insgesamt 17 Leute mit Brot für die Welt aus. Die meisten nach Sambia und Costa Rica, und vier nach nach Kambodscha. Die Menschen in den Ländergruppen haben super schnell zusammengefunden, aber auch in der größeren Gruppe haben wir sofort Zusammenhalt gespürt. Generell finde ich, dass die Leute in den jeweiligen Ländergruppen richtig gut zusammenpassen. Besonders toll waren die abendlichen Ausflüge durch Berlin, aber auch die Gespräche im gemütlichen „Wohnzimmer“ von der Jugendherberge.
Wir vier, die nach Kambodscha ausreisen, haben uns sofort sehr gut verstanden und einiges zu viert unternommen. Es gibt nicht viele kambodschanische Restaurants in Deutschland, deshalb mussten wir die Gelegenheit nutzen, in der Foodie-Hauptstadt Berlin kambodschanisch zu essen. Das Restaurant Angkor Wat (Paulstraße 22) ist echt empfehlenswert, falls Ihr mal in Berlin seid.
Einer der vielen Höhepunkte war sicherlich der internationale Abend, bei dem wir die Süd-Nord Freiwilligen getroffen haben. Süd-Nord Freiwillige, dass sind Menschen aus dem globalen Süden, die einen Freiwilligendienst in Deutschland machen. Das Besondere am Programm von Brot für die Welt ist, dass es in beide Richtungen geht. Während Deutsche nach Sambia, Costa Rica und Kambodscha ausgesendet werden, haben auch Menschen aus Sambia, Costa Rica und Kambodscha die Möglichkeit einen Freiwilligendienst in Deutschland zu absolvieren.
Aber zurück nach Berlin. Weil wir die Möglichkeit hatten diesen Abend frei zu gestalten, haben wir eine Gameshow (à la Schlag den Raab) veranstaltet, bei der Nord-Süd und Süd-Nord Freiwillige in gemischten Gruppen verschiedene Aufgaben lösen mussten. Die Teilnehmer mussten sich in Gruppenspielen beweisen, „Hallo“ in möglichst vielen Sprachen aufschreiben und den coolsten Handschlag vorführen.
Ich saß mit zwei weiteren Freiwilligen in der Jury. Neben der großartigen Stimmung, waren wir als Jury beeindruckt von der Fähigkeit einiger Freiwilligen mehr als 15 Minuten lang an der Wand zu „sitzen“, eine unserer Challenges.
Generell fand ich es beeindruckend, wie schnell wir uns mit den Süd-Nord Freiwilligen angefreundet haben. Im August wollen wir uns mit den Kambodschanern in Berlin treffen.
Im nächsten Artikel schreibe ich mehr über die aktuelle Situation zwischen Thailand und Kambodscha und wie es unsere Vorbereitung auf den Freiwilligendienst beeinflusst. Schreibt mir gerne, falls ihr Fragen hierzu oder anderen Themen habt. Schreibt mir auch, wenn Ihr nichts verpassen und in den E-Mail Verteiler hinzugefügt werden wollt (nicolasimausland@gmx.de).
Außerdem könnt ihr, falls ihr es noch nicht getan habt, gerne spenden, damit auch zukünftige Jahrgänge einen solchen Freiwilligendienst machen können (https://www.brot-fuer-die-welt.de/nicolas-in-kambodscha/).
Nicolas
30.07.2025
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